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Radio Geretsried So klingt die Stadt
19. Juli 1972 – zum ersten Mal tagt der Kreistag des neu entstandenen Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen. Der am 11. Juni neu gewählte Landrat Dr. Otmar Huber eröffnet um 15.10 Uhr die Sitzung im Wolfratshauser Pfarrheim. Diese Sitzung ist außergewöhnlich, steht sie doch ganz im Zeichen des neu strukturierten Landkreises und doch geht alles seinen gewohnten Gang wie zu Beginn einer jeden neuen Amtszeit. Kreisräte und der neu gewählte Landrat werden vereidigt, die Mitglieder des Kreisausschusses bestellt, man gibt sich eine Geschäftsordnung.
Und doch ist alles neu, anders, ungewohnt und bisweilen auch ungewollt. Die Gebietsreform ist eine aus der Vernunft geborene Vereinigung von zwei Landkreisen, vorgegeben durch den Freistaat. Nicht nur im Oberland, in ganz Bayern ringen Landkreise darum, Synergien zu entdecken, zu nutzen und gleichzeitig um den Erhalt ihrer Identität, aber in der Folge auch um die Entwicklung einer neuen Identität. Auszüge aus dem Grußwort des damaligen Wolfratshauser Bürgermeisters Willi Thieme lassen die vorherrschende Stimmung erahnen als er die Tatsache betont, dass die erste Sitzung in Wolfratshausen, der ehemaligen Kreisstadt stattfand: Diese Aufmerksamkeit ist Balsam auf die tiefe Wunde, die uns die Gebietsreform geschlagen hat.“ Dann beschreibt er die vielen Verbindungen zwischen den Städten Wolfratshausen und Bad Tölz, Verbindungen, die bis weit in die Vergangenheit zurückreichen und die Region bis heute prägen.
Die Stimmung war durchaus kritisch. Liest man Zeitungsartikel von damals, wird die Skepsis deutlich. Auch die nachfolgende erste Sitzung des Kreisausschusses wird als „mühselig“ beschrieben. Themen aus den Alt-Landkreisen werden weiter behandelt, Projekte fortgeschrieben. Die Debatte über den großen Schulbau in Geretsried wird geprägt von einer Investitionsüberschreitung, schlicht vom Mangel der Mittel für das, was man gerne hätte. Diskussionen, die auch heute noch, 50 Jahre später geführt werden, ja geführt werden müssen.
Auch wenn der Blick in alte Schriftstücke offenbart, wie sich die Themen doch immer wieder wiederholen und gleichen – , so zeigen sie auch, wie stark sich der Landkreis entwickelt hat. Bereits damals empfahl der Kreisausschuss dem Kreistag, einen Schulentwicklungsplan für alle weiterführenden Schulen aufzustellen, schon allein, damit von Seiten des Kultusministeriums der naturwissenschaftlichen Zweig am Ickinger Gymnasium genehmigt werden konnte. Diese planvolle Entwicklung wurde stets fortgeschrieben, aktuell wird das Schulentwicklungskonzept SEKE 2035 umgesetzt. Letzteres zielt auf die energetische Sanierung der Gebäude der weiterführenden staatlichen Schulen ab, da der Landkreis Sachaufwandsträger ist. Auf diese Weise wurde und wird nach wie vor eine wichtige Basis dafür gelegt, den Kindern und Jugendlichen Bildungseinrichtungen auf der Höhe der Zeit zu bieten und zugleich finanziell handlungsfähig zu bleiben.
Zurück zum Vereinigungsprozess der beiden Landkreise. Treffend beschrieben die Stimmung zwischen den beiden Alt-Landkreisen die Festredner zum 25jährigen Jubiläum. Sie waren sich „wohl einig darin, dass es zwischen Wolfratshausern und Tölzern durchaus Mentalitätsunterschiede gibt, in der Sache aber meist Einigkeit herrscht.“[1]
Schule und Bildung, Naturschutz, Tourismus, Handwerk und gerade im Nordlandkreis auch die Industrie lassen den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen 50 Jahre später auf vielen Beinen stehen. Ein breites Spektrum ist entstanden, das den Landkreis nicht nur aufgrund der idyllischen Landschaft, malerischer Städte und Gemeinden oder des gelebten Brauchtums zur idealen Kulisse für so manchen Lebenstraum werden lässt. Durch das Zusammenspiel zwischen Nord- und Südlandkreis ist die Basisstruktur vorhanden, dass diese Region prosperiert – so wie wir es heute kennen.
Bilder gesucht für „Warum’s bei uns so schee is“
Noch den ganzen Sommer läuft in den Social Media-Kanälen Instagram und Facebook des Landratsamtes die Aktion „Warum’s bei uns so schee is“. Welche Bilder prägen den Landkreis, wie blicken die Bürgermeister auf ihre Gemeinden und nicht zuletzt – welchen Blick haben die Bürgerinnen und Bürger auf den Landkreis, den es nun seit 50 Jahre gibt. Das Landratsamt ist auf der Suche nach Fotos aus den frühen 1970er Jahren, um einen Vergleich einst und heute ziehen zu können und bittet um die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger, Bilder aus dieser Zeit an pressestelle@lra-toelz.de zu senden. Verbunden damit ist die Bitte, diese online auf der Homepage als auch auf den Social Media-Kanälen verwenden zu dürfen.
Geschrieben von: Felix
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